Das Buch „Die Kackwurstfabrik“ thematisiert die Verdauung. Quelle: Klett Kinderbuch

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Mehr Gelassenheit bitte!

Nicht nur für Kinder: Die Macher des Bilderbuchs „Die Kackwurstfabrik“ brechen mit einem Tabu und plädieren für mehr Entspannung auf der Toilette.

Toilettenlektüren-Tipp Nr. 1: „Die Kackwurstfabrik“

Wie versprochen starten wir heute mit unserer neuen Reihe zu skurrilen Toiletten-Buchempfehlungen. Zum Auftakt habe ich – passend zum morgigen Internationalen Kinderbuchtag – einen Titel aus der Rubrik Bilderbuch für dich. „Die Kackwurstfabrik – Vom Bissen im Mund bis zur Wurst im Klo, eine spannende Werksbesichtigung unseres Verdauungsapparats“ thematisiert humorvoll die Tabus rund um den Toilettengang. Dabei nehmen die Autorinnen Marja Baseler und Annemarie van den Brink uns (ja, auch für Erwachsene ist es lehrreich!) mit auf eine informative Reise durch unser Innerstes.

Alarm in der Kackwurstfabrik

Um was es geht? Naja, um viel braune Masse, die im Buch durchgehend als „Kacke“ bezeichnet wird. Und darum, dass die Kackwurstfabrik erst wieder auf die richtige Spur gebracht werden muss. Aber keine Angst, wirklich eklig wird es nie! Dafür sorgen die witzigen Illustrationen von Tjarko van der Pol und die beiden Protagonisten Polly und Pim. Mit diesen springen wir durch eine Klappe in ein Magensäure-Bad und rumpeln rasant durch den Dünndarm, bevor es mit voller Fahrt voraus in den Dickdarm bis zum After geht. Unterwegs gibt es was auf die Ohren (Pups!) und in die Nase (Mief!) – und vor allem ganz viel zu entdecken: Bunte Bilder, die an Wimmelbücher erinnern und den Verdauungsprozess anschaulich illustrieren. Und allerlei lustige und interessante Fakten rund um Toilettengang, Ernährung und Stuhlgang.

Die Autorinnen von „Kackwurstfabrik“: Annemarie van den Brink und Marja Baseler.

Brechen mit einem Tabu: Die Autorinnen Annemarie van den Brink und Marja Baseler. Quelle: Klett Kinderbuch

Wie kommt man nur auf die Idee für so ein außergewöhnliches Buch? Das wollte ich genauer wissen und habe mit einer der Autorinnen gesprochen.

Anne Dörte: Frau van den Brink, wie kamen Sie auf die Idee, ein Kinderbuch über die Verdauung zu schreiben?

Annemarie van den Brink: Durch unsere eigenen Kinder wussten Co-Autorin Marja Baseler und ich, dass das für sie ein lustiges Thema ist. Das ist ja auch spannend: Sie nehmen einen Bissen und wenig später kommt es als Würstchen wieder heraus. Nach dem großen Erfolg des Buches „Darm mit Charme“ von Giulia Enders in Deutschland und den Niederlanden, hat unser Verlag uns gebeten, ein solches Buch für Kinder zu machen. Wir finden das wichtig, weil Kinder und Eltern sich immer weniger Zeit nehmen, auf die Toilette zu gehen. Wird der Stuhl zu lange gehalten, kann dies aber zu Problemen führen – von Schmerzen beim großen Geschäft bis zu einer chronischen Blockade.

Anne Dörte: Im Buch „Die Kackwurstfabrik“ gehen Sie offen mit dem Thema Stuhlgang in all seinen Facetten um. Vielen Menschen fällt es aber schwer, darüber zu sprechen. Ist der Toilettengang das letzte große Tabu unserer Zeit?

Annemarie van den Brink: Auf die Toilette zu gehen ist eigentlich etwas sehr Natürliches. Wenn man sich das bewusst macht, hilft das dabei, mit dem Tabu zu brechen und in Zukunft viele Probleme zu vermeiden. Schließlich muss (fast) jeder von uns jeden Tag auf die Toilette. Wenn Eltern mit ihren Kindern entspannt über die schöne Kackwurstfabrik in ihrem Körper sprechen, verliert das Thema seine Anrüchigkeit!

Anne Dörte: Welche Reaktionen erhalten Sie von Kindern und Erwachsenen

Annemarie van den Brink: Die Kinder amüsieren sich einfach über die Geschichte, die lustigen Fakten, den Sprachwitz und die Illustrationen. Dabei lernen sie nebenbei viel: Dass sie auf die Toilette gehen sollten, sobald sie den Drang verspüren, und sich dafür Zeit nehmen sollten. Sie erfahren, wie sie ihren Bauch gesund halten können. Auch von den Eltern bekommen wir positive Resonanz: Für sie ist es ein wunderbares Buch, weil es die Thematik humorvoll behandelt. Eltern, deren Kinder Schwierigkeiten mit dem Stuhlgang haben, hilft es, diese Probleme ganz offen anzusprechen. Auch hören wir ganz oft von Eltern, dass sie bei der Lektüre selbst viel gelernt haben, zum Beispiel, wie man am besten auf der Toilette sitzt. Durch die Illustrationen ist das Buch auch für Lesemuffel geeignet.

Die Autorinnen Marja Baseler und Annemarie van der Brink mit Illustrator Tjarko van der Pol.

Die Autorinnen und Illustrator Tjarko van der Pol im Einsatz für einen gelassenen Umgang mit der Verdauung. Quelle: Annemarie van den Brink

Anne Dörte: Kleine Kinder gehen ganz natürlich mit ihren Ausscheidungen um und sprechen auch drüber. Warum ändert sich das?

Annemarie van den Brink: Für kleine Kinder ist der Stuhlgang ein Teil von ihnen. Sie können es sogar schwierig finden, loszulassen. Viele Eltern finden es dagegen unangenehm, über den Stuhlgang zu reden. Sie geben ihre Abneigung gegenüber den schmutzigen, stinkenden Ausscheidungen an ihre Kinder weiter. Schade, denn es ist etwas sehr Natürliches!

Anne Dörte: Was können wir als Erwachsene von den Kindern lernen?

Annemarie van den Brink: Die Eltern können von den Kindern lernen, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind. Kinder stellen oft die schönsten neugierigen Fragen. Die Eltern müssen nicht mehr tun, als auf kindgerechte Weise mit Worten darauf zu reagieren. Wir sind alle unsere eigene Kackwurstfabrik. Wie genial ist das?

 

Mein Fazit: Eine spannende Lektüre, nicht nur auf der Toilette. Hemmungslose Leseempfehlung!

 

Titelbild Quelle: Klett Kinderbuch

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