Dr. Berzbach: Pausen tun gut und Tee wirkt anregend, ohne einen zu hektisch zu machen. Man kann sich eine Viertelstunde zurückziehen oder ihn Gästen anbieten. Ein Dusch-WC kann, wie alle schönen Einrichtungsgegenstände toller Bäder, natürlich die Lebensqualität steigern. Da ich viel auf Lesereisen bin, sehe ich viele Hotels, und die haben oft schöne Bäder. Sie sind für mich ein ungeheurer Genuss, weil sie viel komfortabler sind als meins zu Hause. Wenn es um Achtsamkeit geht, ist der Alltag das beste Übungsfeld. Im Bad pflegen wir uns selbst, wir haben meist Ruhe, kein Handy und sind endlich mal allein. Das ist ein traumhafter Zustand. Zeit im Bad zu haben ist Lebensqualität. Ich halte mich da gern auf. Wenn ich vor Lesungen nervös bin, dann gehe ich, bevor ich das Hotel verlasse, noch mal kurz ins Bad und schaue in den Spiegel. Ich finde Badewannen eine göttliche Erfindung und tolle Duschen auch. Wenn ich eine Lesung geschafft habe, gehe ich ins Hotel und dusche. Man muss das nicht immer alles zur Achtsamkeitsübung erklären, aber man kann sich bewusst Zeit nehmen und genießen. Die Arbeit ist für viele Menschen nicht das Problem, sondern die Entspannung. Und Zeit im Bad ist gute Entspannung.
Anne Dörte: Stichwort "stilles Örtchen": Unsere Forsa-Umfrage zu den Toilettengewohnheiten der Deutschen ergab, dass eine Vielzahl der Befragten auf dem WC mit dem Smartphone spielen, im Internet surfen oder Nachrichten schreiben. Ist das unter Achtsamkeits-Aspekten für Sie ok (denn sicher entspannt der Befragte so) oder was würden Sie stattdessen raten?
Dr. Berzbach: Smartphones sollte man nicht zu Sündenböcken machen, die Medien sind meist nicht schuld an destruktiven Lebensumständen – es sind Menschen, die damit Blödsinn machen und sie sind das Problem. Ich finde, man muss gar nicht mit dem Smartphone spielen, weder im Café noch im Badezimmer. Es ist doch entsetzlich, wenn man die Paare im Restaurant sieht und beide schauen aufs Handy. Achtsamkeit ist keine Entspannungstechnik, sondern eine Präsenzübung. Es geht darum, mehr wahrzunehmen, wach zu sein. Das Spielen auf Tabletts oder Smartphones, genau wie das Fernsehschauen, entspannt nicht, es zerstreut nur. Ich weiß nicht, warum man das Telefon mit auf Klo nehmen sollte. Es ist doch schön, dass Orte existieren, an denen es genug reale sinnliche Freuden gibt. Die Menschen sollten ihren Partner mit ins Bad nehmen, gemeinsam duschen oder baden und guten Sex haben. Ich glaube, das entspannt mehr.
Anne Dörte: Danke für das überaus interessante Interview, Herr Dr. Berzbach!