Volker: Wie groß ist die Zielgruppe der Halal-Reisenden?
Ufuk Seçgin: Alle 1,6 Milliarden Muslime auf der Welt sind potentielle Kunden. Aber natürlich leben nicht alle nach den Halal-Regeln. Wir sprechen aber definitiv von mehreren 100 Millionen. Hinzu kommt, dass die Zielgruppe wächst, da sich muslimische Länder ökonomisch weiterentwickeln und sich immer mehr Menschen einen Urlaub leisten können und dabei auch wählerischer werden: Sie wählen einen Urlaubsstil, der ihren Bedürfnissen und Vorzügen besser entspricht.
Volker: Wir sprechen auf dem AquaClean Blog auch über Tabus. Daher: Wie gehe ich halal-konform auf die Toilette?
Ufuk Seçgin: Muslime betreten das Bad immer mit dem linken Fuß und sprechen ein kurzes Gebet, um den Toilettengang zu vereinfachen – Verstopfung oder Durchfall sind schließlich sehr unangenehm. Die Toilette wird immer sitzend benutzt, da sonst die Kleidung durch Urin verunreinigt werden könnte. Entscheidend nach halal ist es, sich nach dem Toilettengang mit Wasser zu reinigen, und zwar mit der linken Hand. Diese ist für unreine Handlungen zuständig, während man mit der rechten Hand isst. Das Bad verlassen Muslime immer mit dem rechten Fuß zuerst. Unterwegs ist es häufig schwierig, halal-konform auf die Toilette zu gehen. Viele behelfen sich mit feuchten Tüchern oder einer Wasserflasche, andere versuchen, gar nicht unterwegs auf die Toilette zu gehen. Für das Reisen bedeutet das: Dusch-WCs oder Bidets in Hotels spielen nach halal eine zentrale Rolle. Seit Anfang des Jahres enthalten die Hotelzimmerbeschreibungen der auf HalalBooking.com gelisteten Unterkünfte entsprechende Informationen über die Ausstattung der Toiletten mit z.B. Bidets, Toilettensitz mit Duscharm, Handschlauch usw. In Zukunft wird es unseren Kunden möglich sein, Unterkünfte per Suchfilter nach Dusch-WCs oder Bidets zu filtern.
Volker: Die Reinigung des Pos mit Wasser ist im Orient Standard. Können Sie uns etwas über die Hintergründe erzählen?
Ufuk Seçgin: Die wichtigsten Gründe sind das Vermeiden von Krankheiten, unangenehmem Geruch – vor allem bei heißem Wetter – und natürlich die Hygiene. Auch der Religionsstifter des Islam, der Prophet Mohammed, hat sich auf diese Weise gereinigt.
Volker: In Deutschland wünscht sich laut einer Umfrage aus dem letzten Jahr jeder Zweite ein Dusch-WC. Tatsächlich ist die Anzahl der Besitzer natürlich niedriger. Warum glauben Sie, hat das Dusch-WC bei uns seinen Durchbruch noch nicht gehabt?
Ufuk Seçgin: Der Hauptgrund ist meiner Meinung nach die fehlende Gewohnheit. Würden Kinder von klein auf lernen, sich auf der Toilette mit Wasser zu reinigen, wäre das für sie selbstverständlich. Wichtig ist, über Hygiene aufzuklären, denn wer mehr darüber weiß, wird das Dusch-WC nutzen. Viele finden es sehr angenehm, ich selbst habe in unserem neuen Haus ein Geberit AquaClean Tuma Comfort und möchte es nicht missen. Das Dusch-WC war das Erste, was wir in unserem neuen Eigenheim sofort nach dem Umzug installiert haben.