Lehmhütten in den Dörfern – ohne Strom- und Wasserleitungen
Am dritten Tag unseres Nepal-Aufenthaltes machten wir uns dann auf den Weg zu dem kleinen Dorf namens Rautani, das inmitten von Terrassenfeldern und unberührter Natur liegt. Eine abenteuerliche Anreise – zunächst mit dem Flugzeug von Kathmandu Richtung Westen, dann mit dem Bus auf staubigen Passstraßen, weiter mit dem Jeep auf immer engerem unwegsamen Gelände und schließlich noch ein strammer Fußmarsch. Wir trafen auf Menschen, die diese Gegend noch nie verlassen haben, die uns Fremde aber sehr herzlich mit Blumenketten empfingen, uns Tee reichten und einen roten Punkt auf die Stirn malten. Der sogenannte Tilaka wird als Segenspunkt zu Zeremonien oder Festlichkeiten getragen und symbolisiert die Kraft des dritten Auges.
Dass zwischen Stadt und Dorf große Unterschiede herrschten, merkten wir sofort: Die Dorfbewohner leben in einfachen Lehmhütten, bauen ihr Getreide und Gemüse auf den umliegenden Feldern an und halten Nutztiere. Sie stehen mit der Sonne auf und gehen zu Bett, wenn sie untergeht, denn sie haben einfach kein Stromnetz. Einige besitzen Solarzellen, doch diese reichen nicht aus, um eine Glühbirne lange brennen zu lassen. Viele Männer sind in größere Städte gezogen, um dort zu arbeiten und den Familien Geld zu schicken. Die Frauen verdienen sich mit dem selbstangebauten Gemüse, das sie auf dem Markt in Dullu nach einem zweistündigen Fußmarsch verkaufen, etwas dazu. Auch die Kinder sind viel unterwegs: Sie laufen einige Stunden zur nächstgelegenen Schule. Dennoch machen alle einen zufriedenen Eindruck.
Ihr Wasser tragen sie von einem Brunnen zu ihren Häusern, doch durch den langen Transportweg und die Lagerung wird das eigentlich saubere Brunnenwasser oft verunreinigt.
Hinter jeder Hütte ist ein Klohäuschen: ein trockenes Hock-WC. Manchmal fühlte ich mich in eine Zeit vor 300 Jahren zurückversetzt, bis ich wieder jemand telefonieren hörte – ja, auch hier gibt es tatsächlich Empfang und auch die Nepalesen rennen mit dem Handy durch die Gegend.
Unser Projekt – sauberes Trinkwasser für Rautani
Nun aber genug zu Land und Leuten, wir waren schließlich vor Ort, um die Bewohner beim Bau einer Wasserleitung zu unterstützen. Wir halfen unter anderem eine Quelle zu fassen, eine Zisterne zu bauen und einen Graben für die Wasserleitung von der Quelle zur Zisterne und ins Dorf zu graben. Wir waren als Teil des Projekts am Anfang dabei, halfen also bei den Vorarbeiten, wie den Graben ausheben, in den später die Wasserleitung versenkt wird. Insgesamt werden am Ende des Projekts ca. 7500 Meter Rohre verlegt sein. Für die Zisterne wurden unter anderem auch Kieselsteine gebraucht: Die gibt es aber in Nepal nicht – wir stellten sie also selbst her – mit einfachen Werkzeugen, selbstgebaut von Dorfbewohnern. Es war eine spannende Erfahrung.
Vor Ort unterstützten uns einige nepalesische Helvetas-Mitarbeiter vom Sitz in Surkhet – natürlich auch bei der Kommunikation mit den Einwohnern Rautanis. Die Dorfbewohner, die zum Teil auch zur Finanzierung des Projekts beitragen, packen bei den Bauarbeiten selbst mit an.
Fünf Tage lang dauerten die Arbeiten für uns, ich klopfte Steine und half beim Graben. Es war anstrengend und ich bemerkte, dass die Nepalesen viel zügiger als wir arbeiten, viel mehr Kraft haben und körperliche Arbeit gewohnt sind. Wir konnten uns zwar nicht wirklich verständigen, trotzdem lachten wir, denn die gemeinsame Arbeit verband.
Bis die Wasserleitung wirklich fertig ist, wird es noch etwa bis Juni 2018 dauern. Die Menschen freuen sich jetzt schon auf diesen Moment, sind dankbar und wissen, welche Erleichterung das für sie bedeutet.